Sonntag, 1. Dezember 2013

... irgendwo in Port Peril ... Teil III

Ein Gespräch kann alles ändern.

Ein Tisch, drei grobe Stühle, zwei Gestalten, die im Halbdunkel miteinander sprechen. Im Chaos der "Drunken Mermaid" gibt es mehrere Nischen, um sich zurückziehen zu können. Das Gespräch dieser beiden ist rasch beendet. Im Anschluss wandern ein paar Münzen zu einem unscheinbaren Gnom mit breitkrempigem Hut. Danach steht er auf und verlässt unauffällig die Schenke.

Sein Gegenüber, ein drahtig anmutender Mann mit dunkelbrauner Löwenmähne, hat noch immer die Mundwinkel verzogen. Wenige Augenblicke später macht dieser Gesichtsausdruck aber einem Lächeln Platz.

Warmes Licht erleuchtet die Nische, als er die Kerze am Tisch entzündet. Einen Wink und einen Besuch des Wirts später steht eine Platte mit Fleisch und aromatisch duftendem Gemüse vor ihm, außerdem ein Kelch mit Wein.

Die Idylle währt nicht lange. "Schmeckt dir der Traubensaft nicht, Langhaar?" - aus dem lauten Teil der Kaschemme ist ein sichtlich betrunkener Halbork zum abseits gelegenen Tisch gestolpert. Seine Augen sind bereits glasig, der Gang unsicher.

Der Mann mit der Löwenmähne lässt Messer und Gabel sinken. Er deuter auf einen der freien Stühle und schiebt den Kelch Richtung seines neuen Gastes. Ein Grunzen: "Danke, Edelmann!" Der grobschlächtige Hauerträger lässt sich auf den Stuhl fallen und kippt den Kelch in einem Sturz herunter. Ein paar Atemzüge später beginnen seine Augen zu flattern und er schläft ein.

Der Mann mit den dunkelbraunen langen Haaren schmunzelt. Eines nach dem anderen holt er drei Lederbänder aus seinem Wams. Zähmt damit seine Mähne zu einem Zopf. Die Bänder passen zur Farbe seiner Hose und des Oberteils, in dessen Saum feine dünne Goldfäden eingearbeitet sind.

Jetzt, da sein Gesicht freiliegt, zieht er unwillkürlich mehr Aufmerksamkeit auf sich. Feingeschnittene Konturen, mandelförmige Augen, dunkel und wachsam, eine flache Nase. Schimmert da Fell im Kerzenlicht?
Erneut winkt er den Wirt an den Tisch. Was sie besprechen, ist nicht zu hören.

Wohl aber, dass der Wirt erbleicht. Immer wieder blickt er auf den Halbork, der mittlerweile laut schnarchend seinen Kopf auf die Tischplatte hat sinken lassen.
Kurz darauf bückt sich der Inhaber der Schenke nach unten, um ein geschnürtes Bündel aufzuheben. Bislang lag es unter dem Tisch. Der Wirt schleicht Mut diesem langsam zurück in die Küche, nicht ohne noch einen Blick auf seinen Gesprächspartner zu werfen.

Dieser lächelt nun offen. Und offenbart ein Gebiss, das aus der Art schlägt - kein normaler Mensch hätte solche Schneidezähne, oder? "Wirt, warte!" - zum ersten Mal erhebt er merklich seine Stimme. Sie ist tief und volltönend. Im Lokal wird es mehrere Nuancen stiller: "Eine Runde Rum für alle Gäste der Mermaid. Stoßt mit mir auf Calistria an! Das würde mich freuen!" Erfreute Zustimmung, Applaus, Dankesrufe.

Jetzt hellt sich auch die Miene des Wirts merklich auf: "Jawohl, der Herr. Mädels, Ihr habt's gehört! Füllt die Krüge!"

Ein Gespräch kann alles ändern.

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