Mittwoch, 1. April 2015

Tagebuch eines Goblins XIV

Der Morgen graut und letzte Nebelschwaden treiben über dem Fluss während wir gemeinsam mit Marlet und Hariet, den beiden Mwangies, die Kanus zu Wasser lassen.
Alle Anwesenden sind schwer bewaffnet, voller Adrenalin, Tatendrang und Rachedurst. Dieses Mal werden wir nicht umkehren bevor das Rätsel des Flusses gelöst ist ... klingt gut oder? Ich werde das aber davon abhängig machen, was die Reise so bringt. Mein letztes Hemd gebe ich nicht für Rickety und seine Helfer ...

Stunden später sind wir tief im Gebiet der Nagas. Richtung Nord-Westen, immer Flussarmen mit dem geringsten Wasserstand folgend. Erkannt haben wir das Nagagebiet erst, als wir schon fast wieder draußen waren. Ein Schlangentotem mit magischen Sensoren überwacht den Flusslauf.
Einer Idee folgend redet Tork mit der alten Schlangenhaut am Stiel ... eigentlich gurgelt er nur mit Spucke ... hoffentlich sind die Nattern wirklich so intelligent und verstehen das Gesabber!

Da sich erstmal nichts tut, paddeln wir weiter bis uns der niedrige Wasserstand ans Ufer zwingt. In der Ferne ist ein Plateau zu erkennen. Im Gegensatz zum ansonsten wolkenfreien Himmel, türmen sich dort schwere Gewitterwolken auf.
Nach kurzer Rast lassen wir die beiden Mwangies bei den Kanus zurück und gehen das kurze Stück zum Nagaterritorium zurück. Sollten dort tatsächlich Nagas anzutreffen sein, könnten Marlet und Hariet den Verlust ihres Bruders rächen wollen.

Ob man durch sinnloses rumstehen in der Wildnis Schaden nimmt? Fortgeschrittene Verdummung ... oder spontane Verringerung der Körpergröße ... verdammt, ich muss hier weg.
Da auch meine Gefährten keine Lust haben sich die Beine in den Bauch zu stehen, kehren wir zu den Kanus zurück.
Doch wir werden verfolgt und beobachtet. Kleinigkeiten verraten die Schlange. Da wir auf Torks Geheiß mal wieder den Pazifisten raushängen lassen, kommt es zum Gespräch zwischen unserem Kapitän und unserem Verfolger. Erneut wird gespuckt was das Zeug hält. Vermutlich die unhygienischste Sprache der bekannten Zivilisation ...

Wir folgen weiter dem Flusslauf, die Kanus und eine großzügige Erlaubnis seiner Hochnäsigkeit, Sir Wurm von Protz, im Gepäck. An neuen Informationen hatte die größenwahnsinnige Natter auch nicht gerade viel zu bieten. Zumindest sind wir mit Richtung des Plateaus auf dem richtigen Weg. Dort schwingt ein bleicher Zweibeiner aus Ricktey´s Squib das Zepter und soll an der ganzen Misere schuld sein.

Pause, Lagerfeuer und ein herzhaftes Mahl! Wachen werden eingeteilt und neben der Erkenntnis das hier normale wie auch riesige Bienen herumfliegen und der Rand des Flusses mit zahlreichen Dornenbüschen überwuchert ist, geht ein weiterer Tag zu Ende. Ruhe kehrt ein ...

... die jäh gestört wird, als in der letzten Nachtstunde drei kleine Gestalten aus den Dornenbüschen hervorbrechen ... und immer größer werden! Ist das cool! Naja, bis die Typen anfangen mit Dornen zu schießen und umrankten Äxten zu schlagen.
Magie lässt die Luft knistern, blanker Stahl schneidet und Kugeln fliegen. Die beiden Mwangies kämpfen unerschrocken an unserer Seite und verdienen sich Respekt!

Drei Kadaver der unbekannten Angreifer zurücklassend, schultern wir die Kanus und gehen weiter Flussaufwärts ... oder Flussabwärts?
Irgendwie wird das Wasser wieder mehr, fließt aber noch immer in die gleiche Richtung ... hier stinkt etwas ganz gewaltig nach ... nach ... Magie? Selbst Tork und Reckless können sich keinen Reim drauf machen. Nehmen wir es doch positiv. Sehr bald sollte das Wasser wieder für die Kanus ausreichen.

Bei unserem Marsch kommt den Mwangies ein Geistesblitz ... Bienen! Vor einiger Zeit hat ein Gnom in Rickety´s Squip gelebt. Imker war er wohl und hatte keinen Spass mehr am Leben. Scheint nicht gut zu sein für Gnome. Kein Spass, keine Zukunft. Er ist angeblich in die Wildnis gegangen ... hat wohl doch was anderes als ein warmes Plätzchen zum abnippeln gefunden.

Paddeln suxs, ist aber viel besser als laufen und Kanus tragen. Endlich erreichen wir auch die Flussmündung, einen großen See indem sich das Schmelzwasser der nahen Berge sammelt. Am dornenübersähten Ufer sind die unverkennbaren Spuren von Tagbau und ein verfallenes Minencamp zu erkennen. Vorsichtig nähern wir uns der kleinen Siedlung.

Plötzlich zischen Dornen durch die Luft. Hariet wird übel im Bauch getroffen. Das führerlose Kanu treibt auf den Steg des Minencamps zu und kracht dagegen. Während wir über den Strand die Kanus verlassen und uns zwischen den verfallenen Gebäuden des Minencamps in Deckung begeben, bewegen sich die Angreifer geräuschlos durch das Dornendickicht auf uns zu.
In der kurzen Verschnaufpause kümmern sich Tork und Marlet um Hariet. Crost schaut sich etwas um und verschwindet zwischen den Häusern. Reckless und Walbur sichern uns. Ich lege eine Klebefalle als nette Überraschung für unsere Gastgeber aus.
Mitten in den Vorbereitungen ist ein tiefes, immer lauter werdendes Brummen zu vernehmen. Eine fistelige Stimme ertönt und kreischt unverständliches Zeugs ...

Ein Blick um die Ecke offenbart das Ausmaß des Desasters! Aus dem Dornendickicht brechen drei der kleinwüchsigen Dornenriesen hervor. Eine riesige Biene kommt über die Dächer auf uns zugeflogen. Mit riesig meine ich PONYGRÖSSE! Als wäre das noch nicht genug, hüpft am anderen Ende des Camps ein bleicher Gnom brabbelnd um einen grün wabernden Riss in der Luft, aus dem Blitze zucken. Die Energie wird von dem Typen, Tensekiel nennt er sich, aufgesogen ... die Szenerie mutet so surreal an, dass sie mich an eine Erzählung erinnert ... RUMPELSTIELZCHEN ... der hat auch eigenartige Sachen gesungen und ist dabei um ein Feuer gehüpft ... 

Es bleibt keine Zeit für weitere Überlegungen. Der Kampf entbrennt. Tork und Walbur halten zwei der Dornenriesen in Schach, Marlet, Reckless und ich setzen ihnen ordentlich zu. Der dritte Dornenriese tappt mitten in die Klebefalle und bleibt drin hängen. Von Crost ist nichts zu sehen. Aber auch Tensekiel greift noch nicht aktiv ein. 
Das kann man von der PONYGROSSEN Biene leider nicht sagen ...

Durch das Adrenalin in unseren Adern schwer atmend, schweifen unsere Blicke über das Schlachtfeld. Jeder Einzelne von uns hat einiges abbekommen. Zu unseren Füßen liegen drei tote Dornenriesen und eine noch vor Raserei zuckende Riesenbiene.
Das Geräusch rennender Füße lässt uns herumfahren ... Tensekiel!
In der Tat schmeißt sich eine Gestalt um die Hausecke. Gefolgt von einer gewaltige Druckwelle, die durch das Minincamp rast. Doch es ist nicht der bleiche Gnome, der uns entgegenfliegt. Crost landet vor uns auf allen Vieren.
Sich aufrappelnd berichtet er mit einem fetten Grinsen im Gesicht, wie er in einer halsbrecherischen Aktion mitten durch ein verfallenes Haus zu Tensekiel gelangte. Diesen überraschen konnte und ihn mit dem Wasserstrahl seines Schwertes mitten in den grünen Riss schubste. Dort verschwand der Irre und der Riss implodierte ...