Was will man
auch mehr verlangen als einen ordentlichen Rastplatz und einen gefüllten Bauch?
Mir würden da auf Anhieb einige Dinge einfallen! Keine fiesen Moskitos, etwas Warmes
im Bauch, ein ordentliches Bett, weniger schnarchen um mich herum, sehr viel
weniger miese Alpträume von Untoten, NICHT auf DIESER Insel sein …
Am Morgen kommt
ein weiterer Wunsch hinzu. Reckless und Crost sehen so scheiße aus, dass man
glatt zu den Göttern beten könnte: Lass meine Gefährten nicht zu Zombies
werden! Falls das nicht mehr geht, lass uns rechtzeitig wach werden, damit wir
sie killen können, bevor sie uns essen! Hunger scheinen sie jedenfalls bereits
genügend zu entwickeln. Ich werde die Beiden im Auge behalten und rechtzeitig
erlösen … meine gute Tat für den Tag!
Wir müssen
weiter und folgen dem Weg Richtung Palisade. Der Trampelpfad führt direkt am
Strand entlang und ein fürchterliches Knurren ertönt in unmittelbarer Nähe.
Schnell wird klar das keine wilden Tiere im Busch lauern, sondern das Crost und
Reckless tatsächlich von HUNGER geplagt werden. Gut das der einladend wirkende
Strand samt Kokosnusspalmen nicht weit ist … leider ist er auch das Reich von
drei Riesenkrabben, die ihre Kokosnüsse nicht mit uns teilen wollen.
Hinterhältig
haben sie in den Spitzen der Palmen gelauert und überraschen uns. Doch etwas
Gutes haben die Gefechte der letzten Zeit gehabt, neben der gewonnen
Kampferfahrung ist auch das Wir-Gefühl der Gruppe und die Abstimmung gewachsen.
Schlussendlich
liegen um uns herum drei tote Riesenkrabben. Mein Blick fällt auf die
geknackten Panzer und das weiße Krabbenfleisch darunter. Vor meinem geistigen
Auge sehe ich schon ein Menü aus gedünstetem Krabbenfleisch an Kokosnuss auf
Palmenblättern … bis ich den zuckenden Reckless sehe, der mit zerquetschtem Torso
auf dem Strand liegt. Der hat wohl keinen Hunger mehr.
Aber wozu
hat man einen Kapitän der heilen kann? Nachdem Tork unseren Bootsmann durch
Magie wieder auf die Beine gebracht hat, sammeln wir die besten Kokosnüsse und
Fleischstücke ein und geben Fersengeld!
Bei den
brach liegenden Maisfeldern beschleicht uns nicht nur wegen der faulenden Köpfe
auf Stangen ein ungutes Gefühl und die Entscheidung zu Gunsten der Palisaden
ist schnell gefällt.
Stetig geht
es auf einem schmalen Pfad bergan. Positiv ist das etwas bessere Klima und die
fehlenden Moskitos hervorzuheben.
Schließlich
erreichen wir ein kleines Viereck aus mannshohen Palisaden, die von einem
großen Baum überschattet werden. Dicke Ranken hängen überall von den Ästen.
Vorsichtig
schleiche ich durch das halb geöffnete Tor und pirsche mich mit der Muskete im
Anschlag auf das kleine Holzhaus innerhalb der Umfriedung zu.
Ohne
Vorwarnung schlängeln sich Ranken von oben um meinen Hals, reißen mich hoch in
die Äste des Baumes und drücken mir die Luft ab. Nach einigen Augenblicken der
Panic und Desorientierung kann ich zwei Gestalten in der Baumkrone ausmachen.
Sehr gut getarnt, kann ich sie nur durch ein rotes Glühen sehen, welches durch eine Vision der mir zugelosten Harrow-Deck-Karte, meine Sicht
überlagert.
Bevor mich
die Ohnmacht übermannt kann ich geführt durch das rote Leuchten zwei präzise
Schüsse abgeben und die beiden Rankenwürger töten. Halb betäubt falle ich
meinen Gefährten vor die Füße.
Nach einer
kurzen Verschnaufpause inspizieren wir die Hütte.
Wie soll ich
es sagen ohne vor Angst zu zittern? Tja, geht nicht! Aber immerhin weiß ich,
wenn ich mit klappernden Zähnen und schlotternden Knien hier stehe, dass ich
noch lebe!
Behausungen
scheinen auf dieser verfluchten Insel kein guter Ort zu sein. In der Hütte
baumelt ein Typ aufgeknüpft am Balken. Insektenschwärme quellen aus seinem
Körper hervor und irgendwie schafft er es sich aus der Schlinge zu befreien.
Während wir den Hausherrn durch die verbarrikadierte Tür etwas aufhalten
können, zerlegen wir in mühevoller Kleinarbeit die Insektenschwärme.
Splitternd
geht die Tür der Holzhütte zu Bruch und heraus steigt der gut abgehangene Inselalptraum.
Glücklicherweise
ist dieser Untote ein kleineres Problem als die Insekten und schnell legt sich
eine drückende Stille über die Szenerie, die nur von dem stoßweisen Atem meiner
Gefährten zerrissen wird.
Nachdem wir
den nächsten Schrecken überwunden haben, wird die Umgebung erkundet. Walbur
erklettert den Baum, Crost und Reckless durchwühlen die Hütte und Tork und ich
schauen uns innerhalb der Palisaden um.
Die Ausbeute erstreckt sich über nützliche, aber auch über einige
schicksalsbehaftete Gegenstände. Passend zu einigen Teilen aus dem Zelt der
Ghoule, haben wir hier anscheinend eine Hochzeitsgesellschaft, die ein elendes
Ende fand …
Ein wenig
entschädigt der Fund eines Fernrohrs, welches kurioser Weise fest auf den Palisaden
installiert ist! Blickrichtung auf ein eigenartiges Felsloch. Kein Wunder das
der Typ sich aufgehängt hat.
Wir
beschließen auf dem Berg, aber nicht innerhalb dieser verwarzten Palisade zu
lagern. Endlich etwas Muße und Entspannung. Ich nutze die Gelegenheit, etwas
aus dem Krabbenfleisch, den Kokosnüssen und erbeutetem Pfeffer zu zaubern.
Später, am prasselnden Lagerfeuer, sichten wir die persönlichen Aufzeichnungen
von Arron Ivy, dem Untoten Hausherren dieser Palisade.
Erst jetzt
offenbart sich die gesamte unglückliche Geschichte einer Gruppe von
Schiffbrüchigen. Auch das Geheimnis des fest installierten Fernrohrs wird
gelüftet. Das anvisierte Loch gehört zu einem Höhlensystem der Grindylows.
Vielleicht
finden wir dort Barefoot und Sandara … ein Gefühl der Hoffnung macht sich in
uns breit … zumindest bis zum nächsten Alptraum!