Der Morgen
graut, es ist beängstigend still auf der Insel ... hier und da zerrissen
durch das Nerv tötende sirren der Moskitos. Die Sonne drängt den Nebel zurück
und nach einem kargen Frühstück macht sich die Gruppe schweigend auf den Weg
zurück zu Reef Claw. Jeder hängt seinen Gedanken nach und behält nervös die
Umgebung im Auge!
Der Plan ist
einfach! Nachdem wir uns heldenhaft über die gesamte Insel geprügelt und
fleißig Alpträume gesammelt haben, müssen wir nun auf unser Schiff
zurückkehren, um die Wasserversorgung sicher zu stellen ... wenn die Crew drauf
geht, kommen wir hier gar nicht mehr weg! Anschließend geht es mit dem Beiboot
um die Insel herum zum Strand. Von dort aus werden wir über das entdeckte Loch
zu den Grindylows heruntersteigen ... denen werden wir mal so richtig die Hölle
heiß machen. Hoffentlich ist von Barefoot und Sandara noch was übrig, was sich
zu retten lohnt!
Der Weg
zurück weckt gerade verdrängte Erinnerungen und in unausgesprochener Einigkeit
rennen wir fast zum Boot. Glücklicherweise begegnen wir niemandem. Es regt sich
zart die Hoffnung, alle untoten Schrecken der Insel beseitigt zu haben ... bis
wir im verlassen Dorf frische Fußspuren bemerken! Unter keinen Umständen gehe
ich noch mal durch diesen verseuchten Dschungel!
An Bord ist
die Stimmung gedrückt, die Moral aber noch in Takt. Die Reparaturen an der Reef
Claw nähern sich der Vollendung und das Deck weißt einige Lücken auf. Lieber
etwas über das Deck balancieren als mit dem Schiff absaufen … oder gar hier
stranden.
Schnell
sorgt Tork für Wasser. Meine Schildkröte ist auch nicht da … undankbares Biest
… ich muss Ambrose mal nach einem guten Rezept mit Schildkrötenfleisch fragen …
Die Zeit
drängt nicht nur wegen Barefoot und Sandara. Der Gesundheitszustand von Crost
und Reckless wird auch immer schlechter. Dennoch weigern sich beide an Bord zu
bleiben. Ohne weiter rumzutrödeln geht es mit dem Beiboot an der Küste entlang.
Sehr aufmerksam werden Strand und auch Wasser im Auge behalten.
Dabei fallen
mir wieder die eigenartigen Skelette auf. Kurz entschlossen nehme ich alle
Knochenteile mit, derer ich habhaft werden kann und baue daraus eine
Skelettstandarte … blöde Sprüche meiner Kameraden inklusive. Ok, skurril mutet
das aus Knochen verschiedenster Individuen gebaute Skelett schon an, aber denen
wird das Lachen schon noch vergehen, wenn ich damit die Grindylows in Schach
halte …
Wir ziehen
das Beiboot auf den Strand und bewegen uns vorsichtig an der Steilküste auf das
Loch zu. In einiger Entfernung müssen wir am verwahrlosten Feld vorbei … zuerst
leise und behutsam … bis plötzlich die Erde rumpelt und am Rande des Feldes
eine Verwerfung im Erdboden sichtbar wird. Gebannt starren wir auf das
Phänomen. Plötzlich bricht ein Ankhek aus dem Boden und versucht uns zu
erreichen. Der Anblick dieses Ungetüms jagd Adrenalin durch unsere Adern und
geschlossen nimmt die Gruppe die Beine in die Hand. Auf der Flucht zum nächsten
felsigen Untergrund, wo das Vieh nur sehr langsam vorankommt, muss ich leider
meine Skelettstandarte zurücklassen … ich hoffe wir sind den Grindylows nun
nicht hilflos ausgeliert!
Außer Atem
erreichen wir das Loch! Man haben wir Glück, es ist Flut! So brauchen wir nicht
klettern und können direkt ins Wasser springen … bis auf Walbur! Er mag nicht
springen und klettert lieber … was ne Pussy!
Leider
scheinen sich in jedem Winkel dieser gottlosen Insel Viecher zu verstecken und
darauf zu warten, dass irgendwelche Verrückten vorbeikommen! In diesem Fall
sind es Striegen, vogelgroße Moskitos. Kaum sind wir im Wasser, kommen sie
angesaust. Wie soll man bitte versuchen nicht abzusaufen … manche nennen es
schwimmen … und gleichzeitig mit einer Waffe rumfuchteln?
Jetzt zahlt
sich Walburs Kletterpartie aus. Mit einem gelungenen Sprung überrascht er die
Angreifer von oben und reißt eine Lücke in die Formation.
Gut das die
Striegen allergisch auf Gegenwehr reagieren. Ohne nennenswerten Schaden
verursacht zu haben, schlagen wir sie in die Flucht!
Wenn hier
nur nicht so viel Wasser wäre … um weiter in die mutmaßlichen Grindylowhöhlen
zu gelangen, ist tauchen und Wasser treten angesagt. Ein Glück habe ich meine
Muskete trocken im Beutel verwahrt.
Man, bei
dieser Flut zerrt die Strömung ganz gut an einem rum. Überall glitschige Algen,
Seetang und irgendwelche Schlingpflanzen. Positiv ist nur die knapp unter der
Decke vorhandene Atemluft zu verzeichnen … wir müssen also vorerst nicht
jämmerlich ersaufen!
Langsam
dringen wir tiefer in den Höhlenkomplex vor.
Am Rande
einer größeren Höhle verhakt sich Walbur in Angelschnüren … eine Falle!
Im
Halbdunkel der wabernden Wasserpflanzen bewegen sich Schemen. Schemen mit
tentakeligem Unterleib … Grindylows!
Ich mache
mich zum Kampf bereit, doch Tork, unser Kapitän versucht Kontakt mit den
Viechern aufzunehmen … ich hoffe er weiß, was er da tut!
Damn! Was
reden die da … bei dem ganzen Gelaber kann doch nichts Gutes rauskommen. Außerdem
sind wir mittlerweile umzingelt! Walbur hat noch versucht sich wegzuschleichen …
ohne Erfolg.
JETZT ist er
völlig durchgeknallt oder hat er zu viel Salzwasser geschluckt? Wir sollen
unsere Waffen abgeben … GAAAANZ schlechte Idee! Verdammt, die sehen oberhalb
der Gürtellinie nicht nur aus wie Goblins, wahrscheinlich verhalten sie sich
auch wie meine Artgenossen.
NEIN, das
kann ich nicht zulassen. Wir rennen in unser Verderben … aber wenn ich dem
einen meine Harpune in die Rippen jage … VERDAMMT daneben und der Kerl merkt es
nicht mal richtig …
… NEIN, NEIN, NEIN! Jetzt haben wir
tatsächlich keine offensichtlichen Waffen mehr und sind auf dem Weg zur Königin
und irgendeinem Wal! Gefangener sind wir, Frischfleisch, Opfer, BEUTE! Das
einzige, ich betone, wirklich das EINZIG gute ist, das wir ohne Kampf direkt zu
den Anführern des Stammes gebracht werden … vorbei an Fallen, Abzweigungen,
Höhlen voller Unrat, Höhlen voller Grindylows und einem riesigen Teufelsfisch!
Bei allen
guten Geistern, ich hoffe inständig Tork hat wirklich einen Plan und wir eine
unverschämte Menge an Glück!!!
Wenn mich
die Insel eines gelehrt hat, dann dieses; es kann immer noch schlimmer kommen
als man denkt! Untote Moskitos, Riesenfrösche, weibliche Ghoulbitches, ein
Ghoul in dem noch mehr untote Moskitos wohnen, ein Ankhek, Striegen und jetzt
DAS!
Eine
geflutete Höhle, übler Gestank, fauliges Wasser voller Fleischreste und an der
Wand über dem Wasserspiegel hängen Sandara und Barefoot. Mehr tot als lebendig …
aber immerhin!
Leider sind
auch die Eigentümer dieser feuchtfröhlichen Unterkunft anwesend!
Einige
Grindylows lungern am Eingang herum. Die Königin und Brutmutter kommt auf uns
zu und im Hintergrund wabbelt der Wal … ja der Name passt! Fett und groß treibt
er im Wasser und stopft sich ab und an ein treibendes Fleischstück in den riesigen
Mund! Wo sind wir da nur reingeraten!
Während Tork
anfängt mit der Anführerin zu sprechen, taste ich unauffällig nach meiner
Muskete …